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Von Bienen, Drohnen und beflügelnden Ideen
Schwarz-gelb gestreifte, summende Tierchen sind nicht das erste, woran man bei den Buzz Words Digitalisierung und Smart Agri denkt. Aber die digitale Re- und Evolution beginnt auch im Bienenstock. Zumindest für Eytan Schwartz, dem Vice President von Bestäubungsdienstleister BeeHero. Sein Vortrag auf der Farming Forward-Bühne drehte sich ganz um das Wohl der Bienen.
„Die Sterblichkeitsraten von Bienenkolonien sind alarmierend hoch – und schon Albert Einstein sagte: 'Wenn die Biene von der Oberfläche der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben'. Es ist einen Riesenkrise“, sagte Schwartz. Die Folge seien niedrigerer Ertrag und mindere Qualität der Früchte sowie fallende Preise – mit entsprechenden Folgen für die Wirtschaft und die Lebensmittel-Lieferkette. Denn 75 Prozent der Nahrungsmittelpflanzen seien für die Bestäubung auf Bienen angewiesen.
Daten strategisch und klug genutzt
Weltweit verwaltet BeeHero mehr als 300.000 Bienenstöcke, wobei täglich 25 Millionen Stichprobendaten gesammelt werden. „Unsere IoT-Sensoren an den Waben übersetzen das Summen der Bienen quasi wie Google Translate in Informationen und wir wissen damit, was in den Bienenstöcken los ist“, erklärt Schwartz. Die Datenplattform BeeHero's Pollination Insight Platform (PIP) ermögliche es zudem, die Aktivität der Bienen direkt auf dem Feld zu überwachen und zu sehen, wo und was die Bienen wirklich bestäuben.
Um Daten ging es auch bei Kimberly Rose, COO bei Compu-Tech. Vom Feld bis auf den Tisch sammelt ihr Tool Informationen entlang der Lieferkette mit dem übergeordneten Ziel, Lebensmittelabfälle zu reduzieren und die Effizienz der Betriebe zu steigern. „Wir ermitteln beispielsweise Größe und Farbe der Früchte, aber auch die chemischen Stoffe in der Lagerung, um rauszufinden, welche Frucht schneller in den Verkauf sollte“, erklärt Rose. Gesammelt würden die Daten unter anderem mit Drohnen über den Anbauflächen, Sensoren, aber auch von den Landwirten vor Ort. Die Analysen von Datenmodellen liefere so Informationen über optimales Verpacken, Lagern und Abverkaufen.
Vom KI-Assistenten zum KI-Agenten
Eine Art Amazon-Marktplatz für die Landwirtschaft ist die App „Fields“ des spanischen Startups South Dessert Studio, die Produzenten und Einzelhändler miteinander vernetzt. Als direkte und sichere Verbindung zwischen Landwirten, Großhandelsunternehmen und Endmarktgeschäften ohne zwischengeschaltete Ketten. „Im Grunde so wie im Mittelalter, als Bauern ihre Ware direkt aus dem Lager verkauften, also schnell, effizient und frisch“, sagte Germán Roche, Gründer und CEO von South Dessert Studio. Allerdings mit deutlich mehr technischen Finessen.
„Ihr nächster Mitarbeiter ist ein KI-gesteuerter Co-Pilot für das Gewächshaus“, versprach Rien Kamman, Mitgründer und CEO von Source in seinem Vortrag. Er stellte die Weiterentwicklung des KI-Assistenten zum KI-Agenten vor. „Rund 15.000 Entscheidungen hat jeder Landwirt pro Saison zu treffen. Entlastung dabei hilft auch, teure Fehlentscheidungen zu verhindern“, sagte Kamman.
Der mit einer Menge an Daten gefütterte KI-Agent könne beispielsweise die Bewässerung übernehmen, autonom agieren und etwa auf veränderte Sonneneinstrahlung reagieren, zudem lerne er stetig dazu und erstelle Analysen. Damit lasse sich auch die Effizienz steigern. Denn ein Ziel verbindet alle der vorgestellten digitalen Innovationen: Den immens steigenden Bedarf an Frischfrüchten weltweit zu decken und Abfälle zu vermeiden.